Innovative Schule

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Die „Fondation Robert Krieps“ hatte am vergangenen Donnerstag, den 26.April 2012 zu einem Rundtischgespräch mit dem Titel „L’école en marche, ou l’innovation dans l’enseignement luxembourgeois“ eingeladen.

Zweck der Veranstaltung war es, innovative Projekte darzustellen, die in der öffentlichen Schule in Luxemburg verwirklicht werden, und mit dem Publikum ruhig und sachlich über konkrete Perspektiven  einer reformfreudigen Schule zu diskutieren.

So stellte die Inspektorin Diane Duhr eine Initiative zum Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern dar, die einen zusammenhängenden Prozess zur Hilfe und Förderung solcher Kinder enthält. Dabei werden die Kinder, ihre Eltern, die Lehrer sowie die zur Verfügung stehenden Spezialisten eingebunden.

Der Direktor des Atert-Lycée Redingen Claude Boever beschrieb das Projekt dieser noch jungen Sekundarschule mit einem regionalen Auftrag im Westen des Landes. „Zaït fir méi“ heißt das Projekt des Atert-Lycée, das über ein eigenes Internat verfügt und sich als „Learning Community“ versteht. Dabei wird der Schüler über Tutorat und Coaching  gefördert. Die Bewertung der Schüler über gemeinsame Aufgaben  in einer Fachschaft führt zur Zusammenarbeit der Lehrer und zur gegenseitigen Hilfestellung  unter den Lehrern. Die Betreuung der einzelnen Schüler, die Förderung der Chancengleichheit  und die Einbettung in das kulturelle und soziale Leben der Region sind wichtige Aufgaben der Schule und ihrer Lehrerschaft.

Jos Salentiny, Direktor des Athénée, stellte die Modernisierungsbestrebungen  des  traditionsreichen „Kolléisch“ vor. Die sukzessiven „Projets d’établissement“ verbinden das traditionelle Lernen mit der Öffnung auf die Gesellschaft, dem Einsatz der Informatik, kulturellen und sozialen Projekten und pädagogischen Innovationen. Auch in einer klassischen Sekundarschule ist die Schülerbevölkerung heute heterogen, geht es um die Begleitung der einzelnen Schüler, Hilfestellung bei Lernschwierigkeiten und Förderung der Schülerautonomie. Die Zusammenarbeit der Lehrer zeigt sich in fächerübergreifenden Projekten wie z.B. die „sciences intégrées“ in den unteren Klassen. Zum vielfältigen Eigenleben der Schule gehören Schulfeste ebenso wie die Teilnahme an Comenius-Projekten, Auslandsreisen, Diskussionsrunden usw. Jos Salentiny zeichnete ein beeindruckendes Panorama der schulinternen Entwicklung in den letzten Jahren.

Im „Lycée Technique Esch“ wird in den oberen Klassen ein BTS „réseaux de télécommunication“ angeboten, dies in enger Zusammenarbeit mit Firmen, die bekanntlich einen großen Bedarf an spezialisierten Arbeitskräften in diesem aufstrebenden Wirtschaftsbereich haben. Bert Goergen, der beigeordnete Direktor dieser Schule, zeigte, wie die  dafür notwendigen Kompetenzen systematisch im Verlauf des Schuljahres aufgebaut werden. Dabei geht es neben den technischen Kompetenzen auch um sprachliche Kompetenzen für den Telekommunikationsbereich sowohl im Französischen wie im Englischen und um Managerkompetenzen.

Ebenfalls im LTE läuft seit September 2011 das Projekt „Cap Futur“ – „méi wéi just Schoul“. Zielgruppe sind Schüler aller Sekundarbereiche, die gemischt in einem gemeinsamen Zweijahreszyklus ihre Schule absolvieren. Hierbei werde Tutorat und Coaching eingesetzt, sucht die Schule Partnerschaften in der Gesellschaft, mit  Vereinen aus der Ortschaft, zeigt sich flexibel im Umgang mit den Aktivitäten der Schüler im Vereinsleben, setzt auf kulturelle Vermittlung („nourrissage culturel“, wie der französische Pädagoge Serge Boismare es nennt) und bemüht sich um einen individuellen Umgang mit den Schülern.

Im Nord-Lycée in Wiltz läuft das Projekt „Awer elo“ im technischen Sekundarunterricht, bei dem es um eine drei Jahre dauernde Orientierung der Schüler im Hinblick auf die Berufswahl geht. Wie Direktor Pierre Koppes berichtete, werden die Schüler dazu geführt, sich selbst und ihre Fähigkeiten zu erkennen, die Arbeitswelt nach und nach zu erforschen, in Zusammenarbeit mit ihren Eltern auszuloten, welche berufliche Zukunft sie nach der neunten Klasse einschlagen wollen.

Auch in diesem Lycée, so Pierre Koppes, wird in den Anfangsklassen großer Wert auf die Einführung der Schüler in Lernmethoden und Lernorganisation gelegt. Über gemeinsam verbrachte Wochenende wird der Zusammenhalt der Klassen gefördert, ebenso wie das gegenseitige Kennenlernen von Lehrern und Schülern.

Nach diesen beeindruckenden Vorstellungen war es für die Zuhörer klar: in der Luxemburger Schule bewegt sich vieles. Die Autonomie, die im Sekundarunterricht seit Ende der neunziger Jahre besteht, hat – manchmal mit Hilfe ausländischer Experten –  zu innovativen Projekten  geführt. Auf der Ebene der Grundschule ist die Reform die Grundlage für viele neue Ansätze. An der Basis wird hervorragende Arbeit von vielen Lehrern geleistet.

Dies anerkennen geht einher mit der Erkenntnis, wo es hingeht: zu Tutorat und Coaching, besonders der jungen Schüler, zu gescheit aufgebauten Lernprozessen, zur Förderung der Autonomie in den oberen Klassen, zur fächerübergreifenden Didaktik, zu Allgemeinbildung und Öffnung zur modernen Welt, zur Kooperation der Lehrer.

Ben Fayot

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